Mittwoch, 27. Juli 2011

Wie twickt man einen Staat?

Seit Sonntag befinde ich mich auf virtueller Weltreise - einer spontanen Lust folgend habe ich begonnen, Basiseinträge für alle Staaten (und viele andere Gebiete) der Erde in die Erklärmaschine twick.it einzubringen. Bis zum kommenden Wochenende sollte zumindest der Staatenbestand vollständig sein, in den letzten Tagen konzentrierten sich meine Einträge auf Afrika, Amerika und Ozeanien.

(Über twick.it kann eine nahezu aktuelle und personalisierte Karte mit Positionsmarker generiert werden.)

Was erstmal so trivial klingt, wird im Detail allerdings schwieriger:

Wie twickt man eigentlich einen Staat?

Ein Twick erlaubt es mir, einen Gegenstand in 140 Zeichen zu erklären, hinzu kommt eine Langfassung im Fall von Abkürzungen (bei den Staaten für den meist längeren offiziellen Namen) und einen Link. 140 Zeichen, um einen komplexen Gegenstand wie einen Staat zu beschreiben!

Ich habe mich für eine sehr einfache Fließbandoption entschieden - ich gebe neben dem Staatsnamen die geographische Lage und die Hauptstadt an und ergänze mit Fläche und Einwohnerzahl, manchmal kommt noch ein weiterer Punkt hinzu. Im Ergebnis sehen die Twicks dann wie der folgende zu Argentinien aus:


Verglichen mit einem Artikel der Wikipedia (hier beispielhaft Argentinien), bei dem reichlich Platz für die verschiedensten Aspekte des Themas sind, ist das sehr dünn - es reduziert den Staat auf einige wenige Angaben in der Infobox. Jcornelius, der das Land im Gegensatz zu mir tatsächlich kennt, hat einen etwas anderen Ansatz gewählt:


Er holt die Verwaltungsgliederung und vor allem die Agrikultur in den Twick, verzichtet dafür jedoch auf die Einwohnerzahl und die konkrete Fläche des Landes. Aufbauend darauf habe ich einen dritten Twick zum Land angelegt, der die politische Ebene fast vollständig ausblendet:


Dieser Twick bezieht sich auf Landesform, Klima und Vegetation, weitere mit Fokus auf die Geschichte, Wirtschaft oder Kultur sind denkbar; sogar Themen wie Pressefreiheit, Umweltschutz oder Sport wären als Fokusthemen nutzbar. So könnte sich ein Mosaik von Twicks wieder zu einer umfassenden Beschreibung eines komplexen Themas zusammenfügen, wobei im Idealfall immer der Twick on top steht, der den meisten Lesern die sinnvollste Beschreibung liefert. Ich würde mich freuen, wenn ein paar Leute diese Idee mal aufgreifen und weitere Twicks bei Argentinien und anderen Staaten hinzufügen (einfach anmelden und loslegen).

Epilog:
Eine philosophische Frage stellt sich aber denn doch noch: Ist das Mosaik vieler Twicks, die zusammen einen Gesamtartikel ergeben, dann noch das, was twick.it (im Gegensatz zur Wikipedia) liefern möchte - knappe, schnell erfassbare Information? Im Fall von Jesus kann man sich anschauen, welche Spanne dieses Mosaik bei einzelnen Themen erreichen kann. In insgesamt 20 Twicks versuchen Benutzer, den Begriff zu erklären, sortiert nach dem Rating der (angemeldeten) Leser. Man kann sich aussuchen, ob man mit der Top-Erklärung zufrieden ist oder ob man sich aus den gesamten Twicks ein Mosaik zusammenbaut und damit die verschiedenen Perspektiven zur Information nutzt.

Nachtrag:
Sean hat diese Aktion und den Blogbeitrag genutzt, um im twick.it-Blog die Georeferenzierung und die Landkartenfunktion vorzustellen - gibt es zu lesen unter dem Titel Erkläre deine Welt – eine Aktionswoche inspiriert durch Achim Raschka

3 Kommentare:

Sean Kollak hat gesagt…

Schöner Artikel, werd ich mir Gedanken zu machen. Was draus wird, sehen wir ja, wenn andere mitmachen. Ich finde aber schön, wenn jeder die Welt aus seinen Augen definiert und man sich aus den Puzzlestücken ein eigenes Bild machen kann:

http://bit.ly/deinekleineWelt

Anonym hat gesagt…

Ich bin da bei dir - nur kann puzzlen länger dauern als einen strukturierten Text zu lesen. Beim Beispiel Jesus ist für mich deutlich, das selbst die beiden zuunterst gerateten Twicks "Liebe" und "kann man nicht in 140 Zeichen erklären" Puzzlesteine sind, die mir die Sichtweise von zwei Personen auf das Thema zeigen.

Interessant ist in dem Fall, dass eine sehr neutrale, eher atheistische Position on top steht, die einigen als Kurzerklärung schwerlich gefallen und genügen kann.

Markus Möller hat gesagt…

So, nun gibt es dein Werk auch in bewegten Bildern: http://www.youtube.com/watch?v=duSUcLPK9nU

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